Tierrettung Laufente & Mauersegler
Rettungsaktion Nummer 1: Da gab es einen morgendlichen Anruf: Ente auf der Straße! Vom Bett also zum Enteneinfangen.
Der Erpel ist eine Laufente und somit ein Haustier. Und er war mitten auf der Kreuzung unterwegs. Das Einfangen ging sogar recht schnell. Und so fuhr er erst einmal mit meiner Mutter im Auto, Entenfutter kaufen.
Zu Hause im Wohnzimmer angekommen nahm der Gute reißaus und verschwand unter dem Sofa. Entenfangen im Wohnzimmer war fast schwieriger als draußen.
Ein wenig hat er uns noch Gesellschaft geleistet und dann gings ab zum Tierarzt. Von dort aus wäre er nach einem Check-up im Tierheim gelandet – doch über Facebook meldete sich die Nachbarin der Besitzer. Alle waren heilfroh, dass Pan (sein Name) wieder zu seiner Partnerin nach Hause konnte. Dort war er ausgebüxt. Dabei kann er doch kaum fliegen 😉 Doch schnell und wendig sind sie, diese Laufenten!
Die nächste Rettungsaktion gab es gestern: Meine Mutter sammelte zwei ineinander verkämpfte Mauersegler von der Straße auf. Mauersegler auf dem Boden sind immer ein Notfall. Diese tollen Wesen landen nur zum Brüten. Sie schlafen sogar in der Luft!
Kurz mussten sie in einen Käfig, dann ab in Kartons.
Fundvögel sollten immer in einen Karton mit Luftlöchern. Im Karton ist eine Art Ring/Nest aus Handtüchern ideal – so dass sie aufrecht sitzen können. Dort sollten sie zur Ruhe kommen und man selber kann schauen, wie es weitergeht. Fundvögeln niemals (!!!) Wasser einflößen – das führt in der Regel zum Tod durch Ersticken. Das Luftröhrensystem ist sehr heikel. Auch auf Futter verzichten. In den Karton gehört keine Schale mit Wasser (ertrinken). Futter gibt es erst wenn man weiß, was man füttern muss (Insektenfresser oder nicht? Alter des Vogels, wie füttert man…). Letztendlich sind diese Entscheidungen für das Überleben und die dauerhafte Gesundheit des Vogels wichtig. Falsches Futter kann z.B. zu späteren Gefiederschäden führen!
Unbefiederte Küken brauchen Wärme. Erstmal in der Hand aufwärmen/am Körper aufwärmen. Zur Unterbringung braucht man eine Box und Schüssel. Die Schüssel wird mit Küchentüchern ausgelegt und wird in die Box gestellt. Unterkühlte, unbefiederte Küken brauchen von außen Wärme (Körnerkissen, Wärmflasche etc. in die Box, neben die Schale legen und auf die Wärmequelle einen feuchten Waschlappen). Ist der Vogel in seinem Ersatznest kann ein Handtuch über die Box/Schüssel gelegt werden.
Ganz genaue, wichtige Infos findet man in der unten verlinkten Gruppe!
Einen fitteren Vogel kann man anderweitig unterbringen. Käfige sind weniger optimal – besser geeignet sind Boxen in dieser Art.
Aktuell haben Mauersegler noch keinen Nachwuchs – sind sie doch vor Kurzem erst wieder eingeflogen. So findet man auf dem Boden noch keine Jungvögel, sondern erwachsene Segler. Unsere Mauersegler müssen einen Revierkampf gehabt haben und sind dabei zu Boden gegangen. Laut schimpfend und kreischend lagen sie auf der Erde. Meine Mutter nahm die beiden Kämpfer auf – was sie nun nicht beruhigte – und versuchte sie auseinander zu bekommen. Das klappte nun gar nicht. So verschwanden die Segler schnell in einer Tüte und wurden mit nach Hause genommen. Dort angekommen hatten sie sich bereits voneinander befreit. Das war nun Glück.
Am gleichen Tag, ganz woanders in Deutschland, passierte genau das Gleiche.
Ihre Geschichte erzählt uns Vera und schreibt damit den ersten Gastbeitrag hier im Blog 🙂
Endlich fliegen sie wieder, die Mauersegler. Erst wenn sie da sind, beginnt der Sommer wirklich, finde ich. Dann hört man ihre Rufe hier durch die ganze Siedlung und kann ihre außergewöhnlichen Flugkünste am Himmel beobachten.
Heute morgen war es etwas anders: ich hörte durch das offene Fenster im Erdgeschoss das typische Schreien der Mauersegler. Aber viel lauter als sonst und viel durchdringender. Es war so intensiv, dass ich in den Vorgarten ging um nachzusehen. Und dort,direkt unter dem Fenster, lagen zwei Mauersegler Brust an Brust gedrängt auf dem Boden und schrieen wie am Spieß. So kamen sie nicht mehr in die Luft. Zwischendurch flatterten sie wild mit den Flügel. Doch es schien, als wären sie an den Füßen zusammengewachsen und behinderten sich gegenseitig.
Schnell war klar, dass sie ohne Hilfe nicht wieder aus dieser Situation heraus kommen würden. Ich weiß nicht so viel über die schönen Segler. Aber mir war bekannt, dass sie besondere Vögel mit empfindlichem Gefieder sind. Und dass ein intaktes Gefieder für sie lebensnotwendig ist, da sie den Großteil ihres Lebens in der Luft verbringen. Schnell holte ich mir deshalb Gummihandschuhe und einen leere Pappkarton, griff vorsichtig zu, und legte die beiden federleichten Tiere hinein. Sie schlugen verzweifelt mit den Flügeln und der eine biss sich immer wieder regelrecht in dem anderen fest. Ich betrachtete das ungewöhnliche Paar genauer. An den Füßchen war kein Anfang und kein Ende zu erkennen. Ich konnte die Ursache, die die beiden so eng zusammen hielt nicht erkennen. Es sah aus als wären sie an den Füßen zusammengewachsen.
Da ich unsicher war und Sorge hatte die Tiere bei genauerer Untersuchung zu verletzen, suchte ich in der „wildvogelhilfe Notfälle“ Gruppe bei Facebook nach Rat. Zum Glück wurden mir dort sehr zeitnah kompetente Adressen genannt die mit der Mauerseglerklinik in Frankfurt zusammenarbeiten und anerkannte Pflegestellen sind.
Eine dieser Stellen ist in meiner Nachbarstadt und dort rief ich an. Die Dame am Telefon erklärte, dass die beiden sich bei einem Revierkampf so sehr ineinander verhakt haben. Dadurch sind sie vermutlich abgestürzt. Es gibt leider immer weniger Lebensraum und Nistmöglichkeiten für diese besonderen Vögel, weshalb es vermehrt zu Kämpfen um einen geeigneten Platz zwischen den Männchen kommt.
Jedes Jahr nisten Mauersegler unter unserem Dach. Wahrscheinlich haben sie sich deshalb genau dort beim Kampf um diesen Nistplatz so verkeilt.
Am wichtigsten sei es nun die beiden von einander zu trennen, damit sie sich nicht noch mehr verletzen oder gar töten würden, erklärte mir die Dame von der Pflegestelle. Wenn das geschafft sei, sollten sie getrennt in abgedunkelten Kartons untergebracht werden und ich sollte sie ihr zur weiterversorgung bringen.
Das Trennen der beiden war gar nicht so leicht. Sie hielten sich gegenseitig an ihren Füßen fest. Diesen kleinen, leichten Vögeln hätte ich nicht eine so enorme Kraft zugetraut. Und nicht so unfassbar scharfe Krallen. Ich schob die Finger der einen Hand zwischen die beiden weichen Bäuche und versuchte mit der anderen Hand die Krallen voneinander zu lösen. Es gelang mit viel Geduld und sanftem Druck. Zwischendurch krallten sie sich dabei auch an meinen Fingern fest, was aufgrund der scharfen Krallen wirklich unamgemehm war.
Ich war froh, als die beiden in getrennten Kartons untergebracht waren. Der eine wirkte sehr agil und schlug mit den Flügeln. Der andere war sehr ruhig und schwach. Vielleicht war er bei dem Absturz ungünstig gelandet und hatte ein Anflugtrauma. Vielleicht war der Kampf auch zu kräftezehrend gewesen.
Ich brachte die beiden zu der Pflegestelle wo sie schon erwartet wurden. Nach einer erster Begutachtung war schnell klar: sie haben gute Chancen. Beide sind erschöpft und brauchen eine Erstversorgung, um wieder zu Kräften zu kommen. Zudem hatte der eine einige blutige Blessuren an der Brust davongetragen, die heilen müssen. Aber auf der Pflegestelle können sie in Ruhe wieder ganz gesundhepflegt werden bevor sie dann wieder raus in die Freiheit dürfen.
Sie einfach wieder fliegen zu lassen nachdem man sie getrennt hat, hätten sie vermutlich nicht lange überlebt. Auch, wenn sie vielleicht erst einmal weggeflogen wären. Denn wie gesagt – sie sind darauf angewiesen ihre Flugakrobatik einwandfrei durchführen zu können, damit sie sich in der Luft versorgen können. Dazu wären diese beiden noch nicht in der Lage gewesen.
Es ist toll, dass es Leute gibt, die sich als Pflegestelle anbieten. In der Regel machen sie das Ehrenamtlich neben ihrem normalen Job. Ihrer Familie. Ihrer Freizeit. Ohne extra Geld. Und meistens haben sie – gerade in der Hauptsaison- viele Tiere zu versorgen. Bei Küken kann das bedeuten, dass sie mehrmals am Tag füttern müssen. Ein Fulltimejob neben dem normalen Alltag. Deshalb möchte ich all diesen Leuten an dieser Stelle ein dickes Dankeschön sagen und meinen vollem Respekt aussprechen. Ihr macht einen tollen und so wichtigen Job.
Unsere beiden werden hoffentlich bald wieder ganz gesund sein und am Himmel ihre faszinierenden Flugkunststücke zeigen.
Bei Facebook gibt es die Gruppe Wildvogelhilfe-Notfälle . Dort gibt es über die Dateifunktion ganz viele (!!!) Dokumente zu verschiedenen Vögeln, Unterbringung, Erste Hilfe, Füttern usw – auch je nach Alter und Art. Dort vorher schon zu lesen hilft einem, wenn man plötzlich vor einem hilflosen Vogel steht 😉
(Erstellt man dort einen Beitrag, weil man Hilfe braucht kann es auch mal etwas wirr werden, weil mehrere Menschen antworten, teilweise mit den gleichen Fragen und Infos. Nichts persönlich nehmen, sondern auf das Wichtigste eingehen/umsetzen. Und der Vogel ist wichtiger – antworten kann man auch später!)
Zurück zu unseren Mauerseglern. Mauersegler sind so ziemlich heikle Vögel, was Pflege angeht. Nach einem Check-up wurde klar: den beiden gehts gut, keine Verletzungen. Sie können wieder los. Mauersegler lässt man in der Regel dort frei, wo man sie gefunden hat. Das ist ihr Revier. Mit vielen anderen Mauerseglern. Den Segler nimmt man auf die flache Hand und hält sie ein wenig hoch, Richtung Himmel. Der Platz sollte so gewählt sein, dass keine Häuser und Bäume die Sicht für den Segler versperren. Das Motto ist: ab Richtung Himmel! Schwung brauchen die Mauersegler nicht. Also auf keinen Fall hochwerfen!! Sollte der Segler nicht starten, dann stimmt etwas nicht und er gehört weiter gesichert.
Ansprechpartner für Mauersegler kann die Mauersegler Klinik in Frankfurt sein oder die Tierärztlichen Hochschule Hannover (0511 9536800)
Das waren nun nicht die ersten Mauersegler, die von meiner Hand wieder gestartet sind. Alle anderen sind immer so schön steil Richtung Himmel gestartet. Diese Beiden haben einen sehr flachen Start hingelegt, was aber auch in Ordnung ist. Wir konnten sie noch eine ganze Zeit beim Fliegen beobachten. Das sieht man im Video natürlich nicht 🙂